Zusatzkurs Sozialwissenschaften bei der Tafel in Wattenscheid am 19. Januar 2017

Unser SOWI-Zusatzkurs hat sich im Unterricht mit den Themen Arbeitslosigkeit, Armut und soziale Ungleichheit beschäftigt und hat dabei auch über die Tafel gesprochen, eine Organisation, die Unterstützung bietet. Die Tafeln in Deutschland verteilen Lebensmittel um, die weggeworfen werden, aber noch in gutem Zustand sind.

 

Wir wollten wissen, wie der Tagesablauf einer Tafel im Detail aussieht und wie wichtig diese Hilfe wirklich ist. Dazu wollten wir mit Helfern und Betroffenen ins Gespräch kommen.

Jeden Morgen um sechs Uhr beginnt für bis zu 100 ehrenamtliche Helfer die Arbeit bei der Tafel. Täglich müssen die Spenden von den Supermärkten abgeholt werden, Lebensmittel aussortiert und abgepackt werden. Diese Hilfe ist für viele Menschen sehr wichtig, sei es für Flüchtlinge, Rentner oder Hartz-IV-Empfänger. Viele, die zur Tafel gehen, hatten vorher gute Berufe, welche einen gewissen Lebensstandard ermöglichten. Wenn sie dann z.B. ihre Arbeit verloren haben, fiel es ihnen anfangs oft schwer, Hilfe anzunehmen.

Für uns sieht es viel aus, was die Tafel an Spenden erhält, aber das, was es gibt, muss auf ca. 1000 Menschen, die an einem Tag kommen, verteilt werden. Plötzlich ist es dann nicht mehr viel, was die Leute an Spenden erhalten. Dennoch sind so viele darauf angewiesen und der Großteil der Lebensmittel in einem guten Zustand.

Wer wie viel bekommt, entscheidet sich über die Anzahl der Personen in einem Haushalt, das heißt, dass Familien etwas mehr als Einzelpersonen oder Paare bekommen. Aber natürlich ist es auch immer abhängig davon, wie viel Ware vorhanden ist. Die Menschen, die zur Tafel gehen, müssen sich zunächst anstellen, da nicht alle auf einmal an die Ausgabe können. Dort werden pro Person dann noch zwei Euro bezahlt. Das, was ihnen angeboten wird, können sie nehmen oder auch ablehnen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter packen dann alles in Körbe zusammen. Damit die meist ehrenamtlichen Helfer wissen, wer wie viel bekommt, gibt es Kärtchen in unterschiedlichen Farben, die vorgezeigt werden müssen. Dadurch wird auch gesichert, dass nicht einfach nur irgendjemand kommt, der sich mit Lebensmitteln eindecken möchte.

Unser Arbeitstag begann mit einem Frühstück, danach wurden wir in Gruppen eingeteilt. Ein Teil half bei der Ausgabe, andere beim Sortieren der Lebensmittel oderbeim Sprachunterricht.

Verdorbene Lebensmittel müssen vor der Ausgabe grundsätzlich aussortiert werden, teilweise werden Portionen vor der Ausgabe auch in Tüten abgepackt, zum Beispiel sollte ein 20 kg-Sack mit Mehl aufgeteilt werden, das heißt, in jede Tüte kommen drei bis vier Tassen Mehl. Zudem werden die fertig abgepackten Lebensmittel gezählt, um eine bessere Übersicht über die Menge zu erhalten.

Morgens gibt es auch immer ein Gebet, welches die Leute an ihren Glauben erinnern und zum Nachdenken anregen soll. Dabei spielt es keine Rolle, welcher Religion man angehört. Außerdem gibt es immer aufmunternde Worte für schlechte Zeiten.

Die Tafel bietet darüber hinaus Menschen mit Verständigungsschwierigkeiten, z.B. Flüchtlingen, die Möglichkeit, sich besser in die Gesellschaft integrieren zu können. Vier ehemalige Lehrer arbeiten als Dolmetscher und bringen Flüchtlingen die Grundlagen der deutschen Sprache in Kleingruppen bei. Denn Integration und das Ziel, dass die Menschen zurück in die Gesellschaft gelangen, soll unterstützt werden.

Der Arbeitstag der Helfer endet meistens zwischen 16 und 18 Uhr, wenn alle Spenden des Tages abgeholt und sortiert sind und die letzten Bedürftigen da waren. Auch werden Teile der gesammelten Spenden weiter an andere Standorte der Tafel in Bochum geliefert. Die Tafel verfügt damit über ein gutes Netz und die Unterstützung vieler Helfer, Spender und Politiker.

Leonie Stenkamp (Q2)